Lagerleben mit Zöliakie


Jedesmal wenn meine Älteste ins Lager fährt fiebere ich mit. Nebst passenden Wanderschuhen, vernünftiger Kleidung normale Schuhe ohne hohen Absätze, Schlafsack und was sonst noch alles auf den Listen steht besorgen und einpacken geht es halt bei unseren Kindern auch ums Essen. Bevor die Kinder aber losfahren müssen sie unbedingt noch etwas lernen:

  • Labels lesen! Wie wir alle wissen gibt es versteckte Stolperfallen, und da müssen sie unbedingt Bescheid wissen! Am besten bei den gängigen Sachen üben: Chipspackungen, Süssigkeiten ect. 

Eltern:

Als erstes erkundige ich mich immer nach dem Menüplan und frage, wie ich dabei helfen kann. Selber kaufe ich:

  • Teigwaren, und packe sie gleich portionenweise in kleine Tüten ein.
  • Confiture und Butter in kleinen Portionen
  • glutenfreies Brot, Maiswaffeln oder was mein Kind grad gerne so zum Frühstück/Abendessen isst
  • genügend Snacks, speziell auch zum wandern geeignet. Sie sind gedacht, wenn die Kinder ein gemeinsames Zvieri essen, oder abends einen Snack. Schlecksachen nimmt meine Älteste im Koffer mit, so wie alle anderen:-)
  • Bratensauce glutenfrei
  • falls von Eltern erwartet wird einen Kuchen zu backen; bitte mitmachen und sorgfältig beschriften

Sollten sie den Eindruck bekommen, dass trotz Bemühungen ihrer Seite die Gefahren einer Kontamination nicht ernst genommen werden gibt es immer noch die Möglichkeit gefrorene Mahlzeiten mitzugeben. Mit einer Ausnahme haben wir bisher gute Erfahrungen mit der Lagerküche gemacht, sehr gute sogar. Oft ist es mit ein paar wenigen Änderungen am Menuplan möglich, glutenfrei für die ganze Gruppe zu kochen und die Kinder merken es kaum.

Lagerkoch (Köchin):

Bevor irgendwie gestartet werden kann muss ein Menuplan her. Nur so lassen sich spezielle Bedürfnisse gut abklären. Mittlerweile müssen die Kinder schon beim Schulantritt Allergien und Unverträglichkeiten angeben. Um es nicht unnötig schwierig für den Koch zu machen, ist es am einfachsten zu vereinfachen und je nach Gericht in Gruppen einzuteilen.

  1. die „normalen“ Esser
  2. lactose/gluten Unverträglichkeit (+ auch geeignet für koschere Esser)
  3. vegan? … eventuell zur zweiten Gruppe stecken
  4. Vegetarier, irgendwie dazwischen schieben wo es am besten passt

reagiert jemand extrem auf Nüsse, Soja und Erdnüsse; am besten für alle weglassen.

Verboten sind: alle normalen Teigwaren, Brot, Kuchen, Kekse, Gebäck, Gnocchi, Gerste, Müslisorten, Griess, Couscous

Weizen, Roggen, Hafer (muss glutenfei deklariert sein, nur in Absprache mit dem Gast verwenden), Dinkel, Weizenstärke, Weizenkeimoel, Weizenprotein, Malz, Malzextract, Epifin, Paidol, Malzessig, Bier, Sojasauce

Praktisch sind deshalb  Gerichte mit Kartoffeln oder Reis. Hirse, Quinoa, Amaranth und Buchweizen sind glutenfrei. Doch Vorsicht beim Polenta-Mais und Hirseflocken: die Packung muss speziell gekennzeichnet sein durch das Glutenfreie Zeichen, ansonsten muss man davon ausgehen, dass er kontaminiert wurde beim Mahlvorgang.

Bevor mit kochen angefangen werden kann muss jeder kleinste Label gelesen werden. Im Coop gibt es ein extra Feld auf vielen Verpackungen speziell für Allergien. Wird Gluten darauf nicht erwähnt darf es mit ruhigen Gewissen verwendet werden.

…kann Gluten enthalten…

Huch und jetzt? Zu diesem Thema gibt es die unterschiedlichsten Ansichten! Tatsache ist, dass Produzenten sich absichern wollen und deshalb diesen Satz unten an die Zutatenliste hinzufügen um nicht für Fehler belangt werden zu können. Nach Anraten der Ernährungsberaterin verhalten wir uns folgendermassen:

  • was feucht/nass zubereitet wird, in Maschinen die gut gewaschen werden können – riskieren (z.B. Schokotafeln, Eis, Wurstwaren, Reismahlzeiten, klebrige Süssigkeiten)
  • trocken, staubig wie Flocken, Müesli oder von Hand zubereitet neben Mehlspeisen wie in einer Bäckerei – auf keinen Fall! Hier ist uns das Kontaminationsrisiko zu hoch. (z.B. Hirseflocken, Haferflocken, Polenta, Würzmischungen, Reiswaffeln)

Lunchpakete sind am schwierigsten. Da lohnt es sich, sich mit dem Kind zusammen zu setzen und genau zu fragen welches Brot geeignet ist.

Aufpassen bei folgenden Produkten:

  • Eis/Glace (viele enthalten Gluten – nachlesen)
  • Sojasauce (in Reformhäuser erhält man glutenfreie Sojasauce. Zuhause nachfragen, vielleicht kann man ja ein wenig mitgeben.)
  • Würzmischungen
  • fertige Salatsaucen
  • Saucen-, Suppen-, Puddingbeutel enthalten fast immer Gluten
  • alle Produkte in Beutel, salzig oder süss. Packungen aufbewahren so dass sich das Kind selber informieren kann nach Wunsch und wenn möglich in separate Schüsseln füllen. Damit ein glutenfreies Produkt nicht kontaminiert wird durch ein glutenhaltiges.

Schon kleinste Verunreinigungen führen zu Durchfall und Erbrechen. Daher ist es sehr wichtig sauber zu arbeiten. Also nicht das Brot neben dem Salat schneiden, wenn möglich Arbeitsflächen klar trennen. Keine holzigen Dinge verwenden, sei es Schneidebretter oder Kochlöffel.

Verunreinigungen finden statt wenn im gleichen Oel glutenfreies mit glutenhaltigem frittiert wird. Wenn das gleiche Oel verwendet werden muss, unbedingt mit dem glutenfreien Lebensmittel anfangen.

Im Backofen OHNE Umluft das glutenfreie Gericht oben einschieben.

Saucen lassen sich gut mit Maizena andicken. Oder man entnimmt eine kleine Menge BEVOR das Mehl hinzukommt und kocht die glutenfreie Sauce in einem kleinen Pfännchen weiter.

ich wünsche ein gutes Lagerleben mit fröhlicher Stimmung und möglichst wenig Regen:-)

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