Nun sind es 6 Jahre seit unsere Älteste mit Zöliakie diagnostiziert wurde. Gerade die letzten Tage habe ich viel über die Zeit davor nachgedacht.
Die ersten Blutuntersuchungen hatten wir im Februar. Mit einem erschreckenden Resultat! Und gleichzeitig fanden sie wieder mal Amöben. Also haben wir erstmal 10 Tage Flagentil genommen. Ein schreckliches Medikament das mehr Nebenwirkungen hat wie die eigentliche. Nur Chinin ist schlimmer. Doch sie hat das ohne mit der Wimper zu zucken die 10 Tage durchgestanden. Ich hoffte so sehr dass ihre Werte damit wieder in Ordnung kämen, auch wenn der Spezialist mitleidig mit dem Kopf schüttelte und mir nachsichtig zugestand im Mai den nächsten Bluttest zu machen.
Natürlich mit dem gleichen Resultat. Wenigstens sagte er nicht: Sehen sie, ich habe es doch gleich gesagt! Nur wenige Tage darauf die Dünndarmbiopsie. Mit einem sehr klaren Bild. Und das 3 Tage vor der Hochzeit meiner Schwägerin.
Wir setzten unsere Tochter noch am selben Tag auf Diät um. Und an der Hochzeit ass sie Chips und Wasserreis. Vielleicht hatte ich noch Popcorn und Äpfel mit. So genau weiss ich es nicht mehr weil ich beschäftigt war, meinen 8 Wochen Schwangerschaftsbauch einzuziehen damit mich niemand ansprechen würde ob ich schwanger wär. 4 Wochen darauf stellte sich heraus dass ich Zwillinge bekommen – kein Wunder war mein Bauch grösser…
Der erste Sommer war schwierig. Wir picknicken nämlich sehr gerne. Doch immer nur Chips essen wollte ich nicht, und das glutenfreie Brot schmeckte meiner Tochter nicht so richtig. Also blieben wir zuhause und sie ass Pellkartoffeln oder „Gschwellti“ während wir Brot assen des Abends. Oder Rösti, übrigens etwas was sie bis heute liebt – zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Jede Einladung, jedes Fest bedeutete viel Gedankenarbeit und telefonieren. Und Energie. Energie die sowieso etwas knapp war während der Schwangerschaft und dem ersten Jahr der lieben Kleinen.
Heute sind wir relaxt. Nicht nur sind die Kleinen seit letztem August im Kindergarten, auch mein backen hat sich zum besseren gewendet. Zumindest mag meine Tochter inzwischen sogar meine Kuchen – das hat aber weniger mit meiner Kochkunst oder der Diagnose zu tun sondern vermutlich eher mit ihren Hormonen:-) wir haben uns an das Leben ohne Gluten gewöhnt. Die Tage an denen sie nicht Zuhause isst sind nicht mal so anders. Während wir immer noch Brot essen, sind unsere warmen Mahlzeiten so gut wie immer glutenfrei. Auch wenn wir es nicht müssten. Denn ich denke gar nicht gross darüber nach. Bitte nicht falsch verstehen: ich ernähre uns nicht alle 6 glutenfrei!!! Die drei anderen Töchter essen normales Brot und haben gekaufte Crackers, Darvida und ähnliches für die Schule und Zvieri. Doch backen tu ich nur glutenfrei, Egal für wen und was.
Wenn meine Älteste in der Stadt isst weiss sie Bescheid wo sie das tun kann. Sie ist in den letzten zwei Jahren auch in diesem Bereich sehr selbständig geworden und trifft gute Entscheidungen. Zumindest meistens. Doch ich weiss ja auch nicht alles. Und muss es nicht. Desgleichen wenn sie bei einer Freundin eingeladen ist. Die ersten Jahre habe ich vorher jeweils angerufen, heute ruft sie MICH an wenn sie nicht nach Hause kommt.
Gestern Abend eröffnete sie mir, dass sie heute auf eine Wanderung geht. Ja, sie hätte davon schon gewusst aber leider vergessen mir das zu sagen……grrr! Töchter!!!!
Doch wir haben vorgesorgt. Um Geld zu sparen besorge ich mir meist einen guten Vorrat den wir in eine Box füllten. Sie darf sich daraus selber bedienen und teilt sich die Sachen erstaunlich gut ein. Ich konnte ihr also ein Picknick mitgeben das eigentlich alles hatte was man so braucht:
- 3 kleine Sandwich mit Schinken und Käse (getostet, Brot habe ich immer eingefroren)
- getrocknete Mango (okey, nur noch ein Rest, irgendwie hat den niemand gesehen sonst wäre er schon lange weg)
- 3 frische Aprikosen und einen Apfel
- 1 in Streifen geschnittene Pepperoni (Paprika für unsere grossen Nachbarn)
- einen Farmerstängel
- ein kleines Pack Kekse (6 Stück)
- ein Stück selbstebackener Mohnkuchen
- Fishermen’s
- eine Wasserflasche
Fazit: wir haben gelernt uns zu organisieren. Zumindest was das Essen anbelangt. Denn ich denke eigentlich, dass meine Töchter in der Lage sein sollten mir entsprechende Informationen frühzeitig zukommen zu lassen. Und mich nicht zu überrumpeln à la:
- 22 Uhr Tochter A: morgen bin ich den ganzen Tag weg
- Montagabend Tochter B: ach, am kommenden Wochenende haben wir ein Zeltlager geplant als Klassenabschluss…
aber das nur so nebenbei, als vierfache Mutter bin ich dem ja gewappnet und eventuellen Ärger darüber reagiere ich höchstens in einem Blog ab….
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